Flaffy - mein Juwel



Auf einer Grillparty bei Verwandten wurde mein Interesse zu Vögeln geweckt. Diese hatten im Treppenhaus einen recht großen Käfig mit einem Kanarienvogel stehen. Ich habe dieses Tier im laufe des Abends viel beobachtet und seinen Käfig im wahrsten Sinne des Wortes mit Salat zu gehangen. Er war sehr scheu, aber dennoch war es seine Schuld, dass meine Liebe zu Vögeln entflammte, denn von diesem Augenblick an stand für mich fest: Ich will auch Vögel haben!

Heute weiß ich, was mir damals noch nicht bewusst war. Dieser Kanarienvogel muss sich schrecklich einsam gefühlt haben, fröhliche Augenblicke gab es in seinem Leben wohl kaum. Mittlerweile lebt er auch nicht mehr, aber ihm habe ich es zu verdanken, dass im Julli 2001 Flaffy und Fluh bei mir einzogen.Die beiden hatten ein rießiges Zimmer extra für sich eingerichtet bekommen. Wenn ich so daran zurückdenke, ist es fast schon ein bisschen lustig, dass in einem der größten Zimmer des Hauses zwei kleine Wellis lebten. Flaffy ließ sich gleich vom ersten Tag an leicht über den Bauch streicheln. Ich errinere mich noch genau an den Moment, indem er zum ersten Mal auf meine Hand kam. Ich hielt
ihm, wie schon einige Male zuvor, ein Blatt Salat hin, er knabberte daran und ich schaute gerade weg. Dann spürte ich plötzlich ein Füßchen auf meiner Hand und dann noch eins. Als ich zu ihm blickte traute ich meinen Augen nicht, er saß wirklich auf meiner Hand. Von diesem Zeitpunkt an wurde er immer zutraulicher. Ich weiß noch, wie ich mich immer ins Zimmer gesetzt habe und aus irgendeinem Kinderbuch irgendwelche (dummen) Geschichten vorgelesen habe, nur um die Zwei an meine Stimme zu gewöhnen. Flaffy kam bald schon auch ohne Salatblatt auf meine Hand. Zusammen mit Fluh verbrachte er das erste Jahr seines Lebens, schmuste mit ihr und trällerte den lieben langen Tag seine Liedchen. Ich habe ihn sehr in mein Herz geschlossen. Dennoch fand ich, dass der nötige Pep fehlte. Die beiden lebten nur in einer Zweckbeziehung, es fehlte frisches Blut, das etwas Wind in den Alltagstrott bringen sollte. Also verdoppelte sich die Anzahl meiner Wellis mit den Einzug von Sirius und Jupiter von zwei auf vier. Anfangs wussten die beiden nicht viel mit den Neuen anzufangen. Es war Fluh, die den ersten Kontakt aufnahm, indem sie Jupiter am Schwanz zupfte. Es hat ein Weilchen gedauert, aber schließlich kam etwas Leben in die Bude. Flaffy freundete sich recht schnell mit Jupiter an und ging eine Beziehung mit Sirius ein. Die beiden waren ein echtes Traumpärchen. Waren nur am schmusen, hingen ständig zusammen. Wer die beiden gesehen hätte, hätte verstanden, warum Wellensittiche einen Artgenossen brauchen. Sie haben sich sogar gegenseitig verteidigt. Wenn Sirius z.B. Von Fluh angezickt wurde, hat sich Flaffy für sie stark gemacht und umgekehrt. So entwickelte Flaffy mit der Zeit eine Recht eigenartige Drohgebärde. Wenn ihm oder seiner Frau mal wieder irgendein Welli krumm kam, schaute er ihn böse an und fing an, kräftig mit den Flügeln nach ihm zu schlagen, so als würde er versuchen abzuheben und gleich loszufliegen. Diese Drohgebärde war sehr erfolgreich und die anderen ergriffen meistens auch die Flucht, und wer doch nicht wegflog, bekam Sirius' kräftigen Schnabel zu spüren. Jedoch passierte am Morgen des 23. Mai 2003 eine Schreckliche Katastrophe. Der Käfig stand wie jeden Morgen auf dem Balkon, doch aus unerklärlichen Gründen ist der ganze Käfig die Treppe runtergefallen. Das Unterteil löste sich vom Oberteil und alle 4 Wellis waren weg. Das war mit Abstand der traurigste Tag in meinem Leben. Wir hingen sofort in der näheren Umgebung Flugblätter auf und gaben eine Anzeige in der Zeitung auf. Doch Ich habe meinen geliebtebten Flaffy nie wieder gesehen oder etwas von ihm gehört. Ich kann nur hoffen, dass er jemanden zugeflogen ist, bei dem er Gesellschaft von anderen Wellis und viel Freiflug hat und wo es ihm einfach nur gut geht.Ich werde ihn sehr vermissen!

Widmung
Du hast mir in der viel zu kurzen Zeit von zwei Jahren zeigen können, wie wunderbar Wellensittiche sind. Durch dich habe ich herausgefunden, wie öde ein Leben ohne euch quirligen kleinen Tierchen sein kann. Mit dir habe ich viel Spaß gehabt. Du warst immer so vergnügt, den ganzen Tag nur am singen. In Sirius hast du deine große Liebe gefunden. Es war schön, euch beide bei eurem Treiben zu beobachten. Eurer schönen, heilen Welt schien niemand etwas anhaben zu können, ihr beiden wart unzertrennlich.

Doch dann kam dieser schreckliche Tag. Mein Leben und ganz besonderst euers änderte sich Schlag auf Schlag und völlig ungewollt. Ich wünsche mir für euch beide, dass ihr irgendwie zusammen geblieben seid und euch so gemeinsam über Einsamkeit und Hunger hinweg getröstet habt. Ich hoffe nur Flaffy, dass du keine Angst hattest. Das du nicht alleine warst und das alles vielleicht als großes Abenteuer angesehen hast. Ich hoffe so sehr, dass du, am besten zusammen mit Sirius, einem tierlieben Menschen zugeflogen bist, bei dem du weitere, schöne Jahre verbringen kannst. Und wer weiß, wenn das wirklich so ist, dann ließt dein jetztiger Besitzer diese Widmung vielleicht irgendwann und teilt mir vielleicht mit, dass du gesund und munter bist. Ich hoffe es für dich. Aber ich habe ebenso Angst davor, dass du einem Menschen in die Hände geraten bist, bei dem du alleine in einem kleinem Käfig vor dich hin lebst. Dieser Gedanke ist für mich beinahe unerträglich. Ich weiß ja, wie munter und lebensfroh du immer warst und wenn du jetzt irgendwo einsam dahin vegetierst, dass wäre wohl das schlimmste für dich. Vielleicht noch schlimmer als der Tod selbst.

Wo auch immer du jetzt bist, ob du noch lebst oder bereits gestorben bist, ich denke an dich und ich werde immer an dich denken. Ich hoffe so sehr, dass es dir gut geht und du dein fröhliches Wesen nicht verloren hast. Ich bin dir so dankbar für alles, was du mir gegeben hast. Du warst wie ein Stern, der mir durch sein helles Licht den Weg zu einem wundervollen Leben mit Wellensittichen geleuchtet hat. Ich werde dich niemals vergessen Flaffy.

Flaffy (oben) zusammen mit Fluh (unten)