Sunnys Krankengeschichte



Eines morgens saß Sunny auf dem Käfigboden. Er torkelte etwas durch die Gegend und hatte seinen Körper offenbar nicht richtig unter Kontrolle. Nachdem er sich mit Mühe auf eine Schaukel gesetzt hatte, streckte er sein linkes Bein vom Körper ab. Ich bin dann schweren Herzens in die Schule gegangen. Als ich wieder nach Hause kam erzählte mir meine Mutter, dass sie mit ihm bei der Tierärztin war. Die hatte ein paar Tests mit ihm gemacht, die sehr gut
ausfielen. Meine Mutter konnte mir nicht genau wieder geben was die Tierärztin gesagt hatte, ausschlagebend war jedoch das er gute Chance hätte wieder ganz gesund zu werden. Genau das schien auch einzutreffen, am selben Tag ging es ihm schon wieder richtig gut und er wollte unbedingt aus seinem Käfig zu den anderen. Ich habe ihn dann am nächsten Tag wieder rausgelassen und die Sache schien gegessen. Aber nach ein paar Wochen hatte er nachts offenbar wieder einen Anfall bekommen, saß wieder auf dem Käfigboden und drehte sich im Kreis, wie mir meine Mutter es erzählte. Seit diesem Vorfall hatte er eine leichte Gangunsicherheit, ist manchmal einfach ins Leehre getreten oder konnte sich nicht richtig auf der Stange rumdrehen. Dennoch war er voll dabei und wie eh und je ein pfeilschneller und sicherer Flieger. Er hat jedoch auch ziemlich oft geschlafen. Als meine Mutter noch mal wegen unserem Hund bei der Tierärztin war hat sie sie nochmal drauf angesprochen, sie meinte, sie könne da nichts machen, er hätte wahrscheinlich etwas im Kopf oder mit dem Nervensystem. Mir ist auch aufgefallen, dass er mit der Zeit nur noch dann flog, wenn es absolut nötig war, er schien sich immer genau zu überlegen:" Kann ich es riskieren wenn ich von hier nach da fliege?". Manchmal wirkte er wie in Trance. Dann ließ er sich streicheln und dann plötzlich schien er zu bemerken das man ihn streichelte und er flog erschrocken davon. An einem Tag wurde es ganz schlimm. Morgens schien noch alles OK zu sein. doch dann konnte er plötzlich sein eines Füsschen nicht mehr richtig bewegen, er hat sich mit der Brust auch immer an einen Ast gelehnt. Beim fliegen hat er entweder immer sein Landplatz verfehlt oder er ist an der Decke entllang geflogen. Als ich erneut das Vogelzimmer betrat um zu sehen, wie es Sunny geht habe ich ihn zu meinem Erschrecken erst garnicht gefunden. Nach einer Weile sah ich ihn dann in einer Ecke auf dem Boden sitzten. Dort habe ich ihn dann erst mal aufgegabelt. Ich habe ihn gekrault und er schein es zu genießen. Dann wollte er wieder zu den anderen und er flog weg von meiner Hand. Doch er kam nicht besonderst weit und landete wieder auf dem Boden. Da nahm ich ihn wieder auf die Hand, setzte mich auf ein Sofa und kraulte ihn. Im Laufe der nächsten Stunde bekam er 5 (!) Anfälle, die wie folgt abliefen: Zunächst fieng er an sich krampfhaft im Kreis zu drehen, er konnte seinen ganzen Körper nicht mehr kontrollieren. Ich schloss ihn dann locker in meiner Hand ein, damit er nicht ständig im Kreis laufen musste, er, bzw. sein Körper versuchte es aber trotzdem weiter. Wenn das etwas nachließ spürte ich, wie sein gesamter Körper anfieng zu zucken, dabei gab er auch piepsende Laute von sich. Ich hoffe, dass er das nicht aus Schmerzen machte. Unmittelbar nach den Anfällen fiel er erschöpft in meine Hand und schlief dort für ein paar Minuten. Ich kraulte ihn dann und versuchte ihn zu beruhigen. Das schien ihm auch gut zu tun. Manchmal würgte er bei solchen Anfällen auch Körner raus, etwas gegessen hat er nicht mehr.

Zu diesem Zeitpunkt wollte ich ihn am nächsten Morgen vom Tierarzt erlösen lassen. Als ich Sunny wie ein Häufchen Elend im Käfig sitzen sah, errinerte ich mich an meine Hamsterdame Sindy. Kurz bevor sie starb konnte sie auch nur noch im Kreis laufen. Genau wie Sunny. Wenn er lief, dann immer eine Kurve, er schien über die eine Hälfte seines Körpers keine Kontrolle mehr zu haben. Ich hoffe er hatte keine Schmerzen.

Am nächsten Tag ging es Sunny unerwartet deutlich besser. Er sang ein wenig, putzte sich und war recht aktiv. Dies hielt allerdings nicht lange an und schon bald wurde er wieder schwächer. Anfälle bekam er zum Glück keine mehr, aber er lag auf dem Boden des Käfigs (ich hatte ihm ein weiches "Bettchen" gebaut, was er gerne benutzte) und man konnte ihn deutlich atmen hören. Dennoch ist er der Tierärztin bei der Untersuchung sogar ausgebüchst und drehte ein paar Runden durch das Behandlungszimmer. Sie meinte es wäre schwer zu sagen was er habe. Wenn er älter wäre, wäre es sehr wahrscheinlich, dass er irgendwo einen Tumor sitzen habe, dann konnte es sein, dass er Probleme mit Herz und Kreislauf, bzw. auch mit der Atmung hatte und deshalb immerwieder zusammenbrach. Und dann eben eine Störung des zentralen Nervensystems. Sie gab mir pflanzliche Tropfen mit, die die Atmung, Herz-Kreislauf und das Nervensystem unterstützen sollten. Wir sollten ihr dann noch eine frische Kotprobe vorbeibringen, um auszuschließen, dass es was bakterieles oder einen Virus ist. Weiterhin sollten wir ihn genau beobachten und uns alles was ungewöhnlich war merken und auch darauf achten, ob es Sunny immer nach bestimmten Umständen, wie z.B Anstrengung, schlechter ging.

Doch dazu ist es leider nie gekommen. Er starb noch in der selben Nacht, am 23. Oktober 2003, an den Folgen dieser schweren Krankheit.

Mittlerweile glaube ich auch, dass die Flugschwierigkeiten, die er hatte als er zu mir kam, vielleicht schon Folge der Krankheit waren. Denn von allen vieren hatte er die deutlich größten Koordinationsprobleme. Aber mit letzter Sicherheit werde ich das nie sagen können.

Ich kann nur hoffen, dass er friedlich eingeschlafen ist und keine Schmerzen mehr hatte. Was genau er wirklich hatte, ist nie geklärt worden.