Zitrönchen - eine flotte Wellidame



Zitrönchen lebte zusammen mit ihrem Partner und einer Horde Kanarienvögel sowie Zebrafinken in einer geräumigen Zimmervoliere und trieb dort ihr Unwesen. Doch als ihr Partner starb wollte ihr Besitzer sie als Geburtstagsgeschenk an ein kleines Mädchen verschenken, welches ihr Interesse an dem Vogel bekundet hatte. Über meinen Vater erfuhr ich von ihrem Schicksal und noch am gleichen Tag sollte sie bei mir einziehen. Vor einigen Jahren hatten wir uns von ihm bereits einen Hundewelpen geholt. Da er ein Arbeitskollege meines Vaters ist, genügte ein kurzer Anruf und wir konnten sie abholen.
Doch bevor wir mit Zitrönchen in unserem Gepäck wieder nach Hause fuhren, zeigte er uns seine gefiederten Haustiere, die in zwei geräumigen Zimmervolieren und in einer großen Außenvoliere lebten. Es war schon recht beeindruckend und von dieseem Augenblick an stand für mich fest, dass ich meinen Vögeln irgendwann einmal auch eine Außenvoliere bauen werde. Zitrönchen zog am selben Tag ins Vogelzimmer ein. Anfangs schien sie überwältigt von ihrer neuen Sitiuation, soviele Wellis auf einmal und soviel mehr Platz zum fliegen wie zuvor. Doch daran hat sie sich schnell gewöhnt. Nur war sie sehr, sehr scheu. Man konnte sich ihr anfangs bestenfalls auf zwei Meter nähern, bevor sie davonflog. Dies hing sicherlich auch damit zusammen, dass ihr vorheriger Besitzer ihr beim einfangen versehentlich sämtliche Schwanzfedern rausgerissen hat. In den Schwarm lebte sie sich rasch ein und die Männchen standen bei ihr Schlange. Durch die anderen lernte sie auch, dass sie vor mir keine Angst zu haben brauchte. Sie war sehr neugierig und aufgeweckt, ein wahres Energiebündel eben. Tag für Tag heckte sie neue Ideen aus, Langeweile kannte sie nicht. Ende Juni 2005 wurde sie jedoch plötzlich ruhiger. Sie war nicht mehr so aktiv und ruhte viel. Ich schob es anfangs auf die Mauser, inder sie sich gerade befand. Doch dann bemerkte ich, wie sie ihr Futter rauswürgte. Sie hatte eine Kropfentzündung. Bei der Tierärztin bekam sie ein Antibiotikum, doch im laufe der Woche wurde sie immer schwächer. Sie hat gekämpft, dass hat man ihr angesehen. Doch letztlich hat sie den Kampf verloren. Sie starb am 28. Juni 2005 an einer schweren Kropfentzündung.

Widmung
Dein Partner war gestorben. Eigentlich warst du einem kleinen Mädchen als Geburtstagsgeschenk versprochen, du wärst für den Rest deines Lebens alleine gewesen. Das habe ich verhindert, damals ging alles Schlag auf Schlag. Ein Anruf und ich konnte dich zu mir holen, konnte dich vor diesem Schicksal bewahren.

Anfangs warst du sehr scheu, du hast keinen von uns näher als zwei Meter an dich herangelassen. Auch gegenüber den anderen warst du zunächst etwas zurückhaltend, aber recht schnell hast du dich von einem schüchternen Angsthäschen in einen frechen, lebensfrohen Wellensittich verwandelt. Du hast Kontakte mit deinen Artgenossen geknüpft und neben heißen Flirts hat sich eine feste Beziehung herauskristallisiert. Sogar zu mir hast du langsam vertrauen gewonnen. Du hast dich gewagt, direkt aus meiner Hand zu fressen, was ich anfangs nie für möglich gehalten hätte. Wenn deine Freunde mit mir gespielt haben, bist auch du, neugierig wie du warst, immer ganz nahe mit rangekommen. Ich bin mir sicher, hätten wir mehr Zeit gehabt, hättest du deine Angst vor mir nahezu komplett verloren.

Möhrenschreddern und Korkrinde zerfetzen, damit konntest du dich den lieben langen Tag beschäftigen. Aber der absolute Hammer für dich war ein prall gefülltes Futterschüsselchen, in das man sich hineinsetzen konnte und wie ein Hühnchen das Futter ganz genüsslich rausschären konnte. Zu meinem leidwesen hast du dich auch oft damit begnügt, die Schüsselchen einfach auszuhängen. Wenn es Apfel oder Gurke gab, warst du stets als Erste vor Ort - nur meistens nicht um etwas zu essen, sondern um die Stückchen, oft im hohen Bogen, vom Käfigdach zu schmeißen. Neben der Luft war Wasser dein zweites Element. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, du wärst ein Pinguin. Noch kurz vor deinem Tod hast du die genüsslich gebadet.

Doch dann ging alles so plötzlich. Eben noch fit und munter, bist du aufeinmal Todkrank. Eine Kropfentzündung ist dir zum Verhängnis geworden. Du hast bis zur letzten Sekunde gekämpft, hattest einen unglaublich starken Lebenswillen, doch du bist von Tag zu Tag schwächer geworden. Schließlich hast du deinen Kampf verloren. Ich bereue, dass ich in deinen letzten Stunden nicht bei dir sein konnte, aber du sollst wissen, in Gedanken war ich stets bei dir. Ständig habe ich an dich denken müssen und diese Ungewissheit hat mich wahnsinnig gemacht. Ich hoffe, dass du ganz friedlich eingeschlafen bist, dass du keine Schmerzen hattest.

Nur wer in Vergessenheit gerät stirbt, aber ich werde dich nie nie vergessen. In meinem Herzen lebst du weiter, ich werde dich als lebensfrohen, spaßigen, neugierigen und frechen Wellensittich für immer in Errinerung behalten.